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VOR- UND FRÜHGESCHICHTE

Für das nördliche Neukölln sind Siedlungen erst in der Jungsteinzeit nachweisbar. Zwischen 3000-1800 v. Chr. wurden die Menschen seßhaft. Ackerbau und Viehzucht sowie neue Techniken und Materialien entwickelten sich. In Neukölln wurden beispielsweise geschliffene Steinwerkzeuge aus Feuerstein gefunden, die als Arbeitsbeil oder als Hacke gebraucht wurden.Auch für die anschließende Bronzezeit (bis 800 v. Chr.) sind Hinterlassenschaften der Siedlungen gefunden worden wie z.B. Scherben der bronzezeitlichen Keramik am Richardplatz. Die vorrömische Eisenzeit (800-1 v. Chr.) erhielt ihren Namen vor allem durch die Kenntnis eines neuen Metalls, das aus Raseneisenstein gewonnen wurde. Ab etwa 500 v. Chr. wird die Eisenzeit als Latènezeit charakterisiert, die kulturell durch die Kelten beeinflußt wurde. Diese Einflüsse wurden im germanischen Raum aufgenommen und lassen sich insbesondere an den Gräberfeldern ablesen. In der Hasenheide zeugt der Fund einer Urne von einem latènezeitlichen Gräberfeld. Wenn auch mit teilweise nur spärlichen Funden, so ist es doch nachweisbar, daß Neukölln, insbesondere der Richardplatz, von der Steinzeit bis in die frühe römische Kaiserzeit hinein bewohnt war.

Arbeitsbeil, Hacke
 
Arbeitsbeil, Hacke

Die römische Kaiserzeit (1-400 n.Chr.)

Bei den Überresten aus der römischen Kaiserzeit handelt es sich in ganz Berlin ausschließlich um Siedlungsfunde. In Neukölln sind sie 1912 bei m Abriß des Rohbeckschen Hauses am Richardplatz zuerst entdeckt worden. Man fand Tonware, die eine charakteristische Verzierung der schwarzen westgermanischen Keramik aufweist. Ebenso wurden Spinnwirtel aus Ton gefunden (wurden zum Spinnen von Wolle bis zur Erfindung des Spinnrades benutzt). Besondere Erwähnung verdient eine römische Münze, die 1883 auf dem Grundstück Rollbergstraße 19 ausgegraben wurde. Es handelt sich um eine Bronzemünze, die in der Gegend des heutigen Belgrad geprägt wurde. Abgebildet ist der Kopf des Kaisers Gordian. Nun sind Gordianmünzen so selten und dazu aus so weiter Entfernung an die Spree gekommen, daß man nicht von einem echten Bodenfund ausgehen kann. Da sie später als Anhänger getragen wurde, kann sie auch in neueren Zeiten dort verloren worden sein.

Tonware mit Verzierung

Völkerwanderung und Merowingerzeit
(400-700 n. Chr.)

Die Kenntnis der Altertümer aus der Völkerwanderungszeit stammt nicht aus Siedlungen sondern aus Gräbern. Die Sitte der Leichenverbrennung wurde aufgegeben, statt dessen fanden wieder Körperbestattungen statt. Das Reitergrab von Neukölln ist bisher das einzige seiner Art in Brandenburg. Es wurde 1912 beim Straßenbau an der Jonas- Ecke Selkestraße am Körnerpark gefunden. Pferd und Reiter waren in einer Gruft von 2,50 m Tiefe untergebracht. Der Tote, ein etwa 40 Jahre alter Mann, hielt ein Schwert quer über den Körper. Bei ihm lagen außerdem Reste eines mit Eisenteilen beschlagenen Ledergürtels, zwei Bronzenägel sowie ein Tongefäß für Speise oder Trank als Grabbeigabe.

Grabbeigabe

GrabbeigabeReiter und Pferd

Slawenzeit (700-1200 n.Chr.)

Die Slawen sind im Berliner Raum erst in der Mittelslawischen Zeit (800-1000 n.Chr.) nachweisbar. Im Kern von Berlin fehlt jede Spur ihres Aufenthaltes. Aus der frühdeutschen Kolonisation sind nur dürftige Keramikscherben vorhanden.

Das frühe deutsche Mittelalter

Die gefundenen Deckelscherben am Richardplatz sind charakteristisch für das 14. Jahrhundert und haben ein krückstockartig nach unten gebogenes Randprofil. Vermutet wird, daß es Funde von eisernen Kettengliedern in Rudow, Teile von Kettenpanzern sind, die sowohl die Ritter des Tempelherrenordens als auch die Ritter des Johanniterordens trugen.

Deckelscherben

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