Gropiusstadt
"Gropiusmeile": Lauf- und Walkingstrecke in der Gropiusstadt
Die Gropiusstadt, ein Stadtteil von Neukölln, ist eine Trabantensiedlung mit ca. 18.000 Wohnungen. Heute leben ca. 50.000 Menschen in Gropiusstadt, also mehr als in mancher Kleinstadt. Entworfen vom Bauhausbegründer Walter Gropius und erbaut von 1963 bis 1973, ist sie heute längst nicht mehr umstritten, als angeblich “wegweisende städtebauliche Lösung”. Einfamilienhäuser, Wohnblocks mit 3 bis 6 Stockwerken gibt es hier, aber auch zahlreiche Hochhäuser und natürlich viel grün.
Über Walter Gropius
Walter Gropius wird am 18.05.1883 in Berlin geboren. Er arbeitet im Büro von Peter Behrens – dem Mitbegründer des Industriellen Designs. 1911 schafft er mit dem Industriebau der Fagus-Werke in Alfeld a.d. Leine, eine bis dahin unbekannte Ästhetik im Fabrikbau. Neue Sachlichkeit ist in die Architektur eingezogen, ohne Ornamentik. Die Fassade der o.g. Stahlbetonkonstruktion wird mit Hilfe eisengerahmter Glastafeln transparent gestaltet – die neue funktionale (formale, kubische) Bauweise. Walter Gropius eröffnet am 21.03.1919 in Weimar die von ihm gegründete Hochschule für Gestaltung, auch “Bauhaus” genannt. Walter Gropius, der Leiter des Bauhauses Weimar, beruft 1922 den Maler Wassily Kandinsky als Lehrer an das Bauhaus. Kandinsky, der mit dem Bauhaus 1926 nach Dessau umzieht, übernimmt 1928 am Dessauer Theater die Inszenierung für das Stück “Bilder einer Ausstellung”, wofür er auch das Bühnenbild gestaltet (Musik: Modest Mussorgskij. 1933 verläßt Kandinsky das Dessauer Bauhaus – die Situation hier ist mit der Machtergreifung Hitlers äußerst angespannt. Er geht nach Paris. Der Bauhauskünstler Walter Gropius wird 1922, wie Mies van der Rohe, Mitglied der Künstlervereinigung “Novembergruppe” (gegr. am 3.12.1918 unter dem Vorsitz von Max Pechstein, als Reaktion auf die revolutionären Ereignisse in Deutschland). Ziel der Novembergruppe ist die “engste Vermischung von Volk und Kunst”. U.a. soll der Kunstunterricht an den Schulen neugestaltet werden. Weitere Gründungsmitglieder der Novembergruppe waren Cäsar Klein, Georg Tappert, Heinrich Richter, Moritz Melzer. Neben Mies van der Rohe und Walter Gropius stoßen in den 20er Jahren weitere Künstler zur Gruppe hinzu, so Vertreter des Dadaismus wie Raoul Hausmann, George Grosz, Hans Arp. Zur Gruppe gehören jetzt auch Oskar Schlemmer, Lyonel Feininger und Paul Klee. Im Juli 1926 ist Gropius Mitbegründer der Architektenvereinigung “Der Ring”. Am 4.12.1926 wird durch Walter Gropius das neue Bauhaus in Dessau eingeweiht, als Arbeitsstätte der bis dahin in Weimar geführten Hochschule für Gestaltung (“Bauhaus”). Die Stadt Dessau war fördernd an der Finanzierung des Projektes beteiligt (Bau eines Unterrichtsgebäudes als Fachschule für handwerkliche Berufe, die Räume untergliedert in einzelne Funktionsbereiche, dazu gehören auch Lehr- und Werkstatträume. Zusätzlich Bau von Wohngebäuden im Stil von Wohnateliers). Das war wohl auch der Hauptgrund für den Umzug nach Dessau. Der Schulbau ist zugleich Ausdruck des funktionalen Stils von Gropius – aus Glas und Stahl. Gropius formuliert als Ziel des Bauhauses die Entwicklung von Modellen für die industrielle Fertigung, d.h. auch Beschränkung auf typische bzw. Grundformen und Grundfarben. Er sieht die Schaffung von Typen an Gebrauchsgegenständen auch als soziale Aufgabe. Am 1.4.1928 tritt Walter Gropius als Leiter des Weimarer Bauhauses zurück. Sein Nachfolger wird der schweizerische Architekt Hannes Meyer. Walter Gropius emigriert in die USA. Zwischen 1963 und 1973 entsteht in Buckow und Rudow (Berlin-Neukölln) diese riesige Neubausiedlung – die Gropiusstadt – basierend auf einem Entwurf bzw. der städtebaulichen Konzeption von Walter Gropius. Der Name Gropiusstadt war zuerst nur Volksmund – im Jahre 1972 wurde er dann amtlich. Eine Mischung aus Hochhäusern (max. 30 Stockwerke), Mehr- und Einfamilienhäusern. 50.000 Menschen erhielten in 18.250 Wohnungen neuen modernen Lebensraum. Auf Basis der Entwürfe von Walter Gropius wird erst nach seinem Tode das Bauhaus-Archiv (Museum für Gestaltung) in Berlin-West (1979) fertiggestellt. Walter Gropius stirbt am 5.7.1969 in Boston.