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Gutshof Britz mit Schloß Britz

Britzer Weingarten soll gerodet werden

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Seit 13 Jahren baut Viktor Sucksdorf in Britz am Koppelweg Wein an. Auf 4.700 qm kultivierte er über 15 Rebsorten, unter anderen Phönix, Ortega, Dornfeider, Solaris oder Moldava. Der stammt aus seiner Heimat Moldawien. Von dort kam er mit seiner Familie Ende der 90er Jahre als Spätaussiedler nach Berlin. Aufgewachsen zwischen Weinreben und ausgebildet in der Kellerwirtschaft wollte er das schaffen, was er am besten konnte: einen Weingarten anlegen und somit moldawisches Know-how mit alter Berliner Tradition verbinden.

2002 stellte ihm das Bezirksamt Neukölln ein vernachlässigtes Brachland neben einem Britzer Kleingartengelände zur Verfügung. Der Pachtvertrag wurde mit der Projektagentur des Vereins Freunde der Domäne Dahlem abgeschlossen. Eine Beschäftigungsgesellschaft sorgte für die Arbeitsplätze. Das Gelände wurde gerodet, Reben angepflanzt, nach 3 Jahren erstmalig geerntet und selbst gekeltert. Der Wein ist nicht für den Handel bestimmt. Berlin ist – trotz jahrhundertealter Tradition – im Unterschied zu Brandenburg kein anerkanntes Weinanbaugebiet. Einen Teil der Britzer Weines erhielt der Bezirksbürgermeister für Repräsentationszwecke, ein Teil wurde gegen Spenden auf Informationsveranstaltungen des Weingartens abgegeben.

Ein gemeinnütziger Förderverein betreibt seit 2008 Bildungsarbeit rund um den Weinbau. Schulen aus Berlin und sogar aus Brandenburg machen Ausflüge nach Britz im Rahmen des Biologie- und naturwissenschaftlichen Unterrichts. Das Gelände wird für interkulturelle Begegnungen genutzt in Kooperation mit Migranten- Organisationen (Gesellschaft der Moldauer in Deutschland e.V.), russisch-orthodoxe Gemeinde in Berlin usw.).

Damit soll nun Schluss sein. Mit Schreiben vom 15. Januar 2015 lehnt Bezirksbürgermeister Buschkowsky (SPD) eine weitere Verpachtung des Geländes an den Verein zur Förderung der Berliner Weinkultur e.V. ab und verlangt sogleich die Räumung des Geländes.

Für Viktor Sucksdorf würde das die Zerstörung der mit viel Mühe von ihm geschaffenen Kulturfläche bedeuten. Mit dem Verlust der über 1.000 Rebstöcke droht Viktor Sucksdorf nicht nur der Verlust aller mit viel Engagement groß gezogenen „Pflanzenkinder”, sondern auch seiner Projektleiteraufgabe. Eine neue Projektgesellschaft stand schon bereit zur Weiterführung der auch stadtökologisch wertvollen Anlage, die nun wieder in den wüsten Zustand zurück zu fallen droht, in dem sie einst von Viktor Sucksdorf übernommen wurde.

27.1.2015, Verein zur Förderung der Berliner Weinkultur e.V., Koppelweg 70, 12347 Berlin

Berliner Weinkultur e.V. im Internet