Eternit und Zwangsarbeit - ein unbewältigtes Kapitel
Pro memoria – 5. Internationale Woche der Menschenrechte, 10. bis 13. Dezember 2007
Eternit und Zwangsarbeit – ein unbewältigtes Kapitel, 10. Dezember 2007, 18 Uhr im Museum Neukölln, Ganghoferstraße 3, 12043 Berlin
Im Sommer 2007 besuchte Nadja Ofsjanikova, eine ehemalige russische Zwangsarbeiterin, die Stätte in Berlin-Rudow, an der sie während des 2. Weltkrieges zur Schwerstarbeit gezwungen wurde. Von 1943 bis zur Befreiung 1945 arbeitete Nadja in den Eternitwerken an der Rudower Kanalstraße. Nadja berichtete in Rudow über ihr schweres Schicksal und berührte die anwesenden Gäste durch ihre Bescheidenheit und Herzenswärme. Ressentiments gegenüber Deutschland waren ihr völlig fremd. Im Gegenteil, sie genoss ihren ersten Auslandsaufenthalt seit dem Kriegsende. Über Nadjas Geschichte wurde inzwischen ein Film für das Schweizer Fernsehen produziert, der im Museum Neukölln seine Deutschland-Premiere erleben wird. Er heißt ‘Braccia rubate’, zu Deutsch sinngemäß etwa: ‘geraubte Kräfte’, eine Anspielung auf Zwangsarbeit und Arbeitskraft.
Im Anschluss an den Film berichten der Arzt Dr. Christian Richter, der Nadja nach Berlin einlud, die Autorin Maria Roselli, deren Buch Die Asbestlüge, Geschichte und Gegenwart einer Industriekatastrophe, (Rotpunkt-Verlag Zürich) gerade erschienen ist und die Filmemacher Dinorah Cervini und Gaetano Agueci über ihre Begegnung mit Nadja und den schwierigen Umgang mit der Wahrheit bei der Firma Eternit. Die Schweizer Firma Eternit hatte bis zum Jahr 2001 ein Zweigwerk in Berlin-Rudow. Sie gehörten zu den größten und mächtigsten Asbestherstellern in Europa. Das Museum Neukölln erarbeitete 1990 die Ausstellung: ‘z.B. Asbest. Ein Stein des Anstoßes. Kulturelle und soziale Dimensionen eines Umweltproblems’. Moderation: Udo Gößwald, Leiter des Museums Neukölln.
Weitere Informationen: Udo Gößwald, Museum Neukölln, Tel: 030-90239-2535, Bärbel Ruben, Kulturamt Neukölln, 030-90239-3771