Neukölln im Netz
Alte Dorfschule Rudow

Zum dritten Mal "Dahlienfeuer" im Britzer Garten im September und Oktober 2008

Zurück

- die Königin des Spätsommers und Herbstes gibt sich 10.000fach die Ehre
- Rekordversuch mit “Kalinka” gestartet
- Informationen über Dahlien auf großen Schautafeln
- Windobjekte aus Niedersachsen drehen sich im Wind

Spätsommer, Herbst – das hat fast schon etwas Wehmütiges. Aber bevor das Blütenjahr im Britzer Garten wieder zu Ende geht, bündelt die Natur noch einmal alle Farben des Sommers in den abwechslungsreichen Blütenformen der Dahlien. Die bunten Mexikanerinnen erinnern an die leuchtenden Gewänder der Indiofrauen in Rot-, Pink-, Gelb- und Purpur-Tönen.

Vor 200 Jahren wurde diese Pflanze von Alexander von Humboldt aus Mittelamerika bei uns eingeführt und erfreut sich seither als Gartenblume wechselnder Beliebtheit. In den letzten Jahren ist sie mal wieder groß in Mode gekommen und auch der Britzer Garten huldigt ihr zum dritten Mal mit einer umfangreichen Sonderschau. 10.000 Dahlien in 200 Sorten sind am Massiner Weg auf 2.200 qm zu bewundern – dort wo im Frühling “Tulipan im Britzer Garten” die Besucher erfreut.

Ein Neuzugang wächst, und wächst, und wächst. “Kalinka”, eine dunkelrot blühende Kaktus-Dahlie – gezüchtet von Gerhard Rabin – kann eine Höhe von drei Metern erreichen. Die Rekordhöhe von 3,03 Metern erreichte die Dahlie in den Jahren 1996 und 1997 im Hamburger Dahliengarten und erhielt dafür einen Eintrag in das “Guiness-Buch der Rekorde” als höchste deutsche Dahlienzüchtung. “Vielleicht kann dieser Rekord ja im Britzer Garten in diesem Jahr übertroffen werden”, hofft die Parkleiterin des Britzer Garten, Gabriele Kleuvers.

Anliegen der Gärtner ist es, die Dahlie in ihrer ganzen Vielfalt zu zeigen. Zum einen wird die Farbpalette von Weiß über Gelb, Orange und alle möglichen hellen bis dunklen Rot-Töne auf den Strahlen-Beeten am Landeshaupthöhenpunkt präsentiert. Andrerseits wird neben dem Spiel der Farben auch die Formenfülle der Dahlie demonstriert. Auf einigen Feldern an der Kastanienallee wurden sie in Gruppen gepflanzt – fachgerecht heißt es Dahlien-Klassen. Diese Einteilung ist eine rein gärtnerische Unterscheidung nach Blütenformen. Botanisch handelt es sich bei allen Sorten, ob groß- oder kleinblütig, hoch oder niedrig, um Dahlien- Hybriden, also Zuchtformen. Der große Formen- und Farbenreichtum dieser Pflanzen reizt sowohl professionelle Züchter wie auch Liebhaber immer wieder, Neuheiten auf den Markt zu bringen. Und auf jeder Gartenschau werden besonders attraktive Sorten prämiert. Aber auch im eigenen Garten können durch Mutation neue Sorten entstehen – Dahlien neigen dazu, solche sogenannten “Sports” zu bilden.

Dahlienfreunde müssen häufig feststellen, dass sich ihre Lieblingssorten verändern. Farblich wie auch in Form oder Höhe variieren sie mehr oder weniger innerhalb einer Saison oder je nach Jahreszeit und Witterung. In jedem Fall ist die Beschäftigung mit den Dahlien eine spannende Angelegenheit.

Im Britzer Garten können die Besucher auch einige Wildformen betrachten – sie stehen in gesonderten Ovalen innerhalb der Dahlienschau. So etwa muss man sich die Exemplare vorstellen, die ihre Entdecker vor mehr als 200 Jahren vorfanden. Sie gleichen ein wenig den Kosmeen-Blüten und auch ihr Laub ist oft stark gefiedert. Den Wildformen am nächsten kommen die einfach blühenden Dahlien – auch hier gibt es hohe und niedrige Gestalten. Eine Besonderheit innerhalb der Dahlien-Klassen stellen die Anemonen- und Seerosenförmigen, die Paeonienblütigen und Halskrausen Dahlien dar. Sie nehmen einen Platz zwischen einfachen und sehr stark gefüllten Blumen ein, wie dies bei den bekannteren Schmuck-Dahlien, den sog. Dekorativen und den Kaktus-Dahlien der Fall ist. Einer weiteren, sehr beliebten Klasse werden die Pompon- und die Ball-Dahlien zugerechnet, deren Blütenblätter stark tütenförmig eingerollt sind. Einige dieser besonderen Dahlienformen findet man in den Ovalen, die auf den großen Wiesenflächen im Umfeld der Dahlienschau verteilt sind. Eine davon ist die gelb-rote Sorte “Kaiser Wilhelm”, die älteste deutsche Züchtung. Zu den diversen Sonderformen zählen z.B. auch die Hirschgeweih-Dahlien, deren Blütenblätter an den Enden geschlitzt erscheinen.

In allen Klassen sind alle Farben von weiß bis fast schwarz – außer blau – vertreten. Hübsch und interessant sind aber auch die mehrfarbigen Sorten. Oft sind die Blüten marmoriert, geflammt oder die Spitzen kontrastreich gefärbt. Ein besonders hübsches Exemplar ist beispielsweise die Sorte Kunterbunt. Auf cremefarbenem Untergrund befinden sich Einsprengungen in unterschiedlichen Rot- und Violett-Tönen. Es kann aber auch vorkommen, dass ein Drittel oder sogar die Hälfte der Blüte rein Rot gefärbt ist.

Neu hinzugekommen ist das Dahlienband am Kalenderplatz – eine nach Farben geordnete Schmuckpflanzung. Eine Informationsschau auf großen Schautafeln ergänzt entlang der Kastanienallee die Dahlienschau. Dort erfährt man Wissenswertes über die Herkunft der Dahlien, ihre Klassifizierung, die Verwendung von Dahlien im Garten, die Kultur und Pflege der Dahlien sowie deren Aufbau und Wuchs.

Über die Ausstellungsfläche verteilt in den Wiesenflächen am Rande der Dahlienbeete gibt es in diesem Jahr erneut eine Ausstellung von Windobjekten. Henning Greve und Elsa Tübelmann aus Syke bei Bremen (www.kunst-fuer-den-garten.de) arbeiten seit 1979 freischaffend zusammen. Beide absolvierten eine Metall- und Schmiedeausbildung. Seit 1998 fertigen sie ihre meisten Objekte aus Edelstahl, fast alle für den Garten oder den öffentlichen Raum. Hauptthema dabei sind Wind- und Bewegungsobjekte. Es ist die Faszination der Veränderlichkeit der Objekte durch die Bewegung, die mal als scharfe Kontur erscheinen, um dann wieder mit dem Licht der Umgebung zu einem Farbenspiel auf den durchmodellierten Flügelblechen zu werden, oder sie sind nur als ein sphärischer Hauch wahrnehmbar, wie eine Ahnung vom Tanz der Luft- und Windgeister.

Aber bei aller Beweglichkeit und Veränderlichkeit behalten die filigranen Gebilde selbst bei stürmischem Wind eine poetische Ruhe. Die schwebenden Objekte bewegen sich noch leichter im Wind als die auf der Stange stehenden. Schon beim ersten Windhauch bewegen sie sich so leicht wie die Blätter der Bäume. Zum Teil sind sie mehrgliedrig, die einzelnen Teile bewegen sich dann unterschiedlich. Diese Objekte werden im Britzer Garten an den ausladenden Bäumen der Kastanienallee zu sehen sein.

Wer keinen Garten besitzt, sollte wenigstens Dahlien in Töpfen auf dem Balkon kultivieren. Hierfür eignen sich die niedrigen Beet-Dahlien, wie sie auf dem Hochbeet an der Orangerie wachsen. Sie haben ähnlich gefüllte Blütenformen wie ihre größeren Schwestern.