Halbmondwahrheiten: Der türkische Mann – ein schwaches Geschlecht
Lesung mit Isabella Kroth am 21. Januar 2011, 19 Uhr im Museum Neukölln
Die Journalistin Isabella Kroth hat mit ihrem Buch einen bemerkenswerten Perspektivwechsel unternommen und Männer einer vermeintlichen Parallelgesellschaft zum Sprechen gebracht. In „Halbmondwahrheiten“ haben sich türkischstämmige Männer geöffnet, über die oft nur pauschale Bilder kursieren. Sie haben erstmals von der Bürde berichtet, als Mann immer stark sein zu müssen, Entscheidungsträger und Sittenwächter zu sein, Repräsentant nach außen und starker Mann innerhalb der Familie.
Mehr als zwei Jahre recherchierte Isabella Kroth in einer Gruppe türkischstämmiger Männer in Berlin und in deren Umfeld. Sie hörte Geschichten von Männern, die in Deutschland leben, ohne wirklich angekommen zu sein. Bekam ihre Schwächen und Fehler anvertraut, erfuhr von ihren Problemen und Ängsten. ― Eine Seltenheit. In Deutschland spricht man vor allem über türkischstämmige Männer, kaum mit ihnen. Die zwölf höchst unterschiedlichen Biografien zeigen, wie komplex und vielschichtig das Leben dieser Männer in Deutschland ist. In Halbmondwahrheiten erfährt man von ihren Problemen und Nöten, von mangelnder Bildung, von Arbeits- und Perspektivlosigkeit, Einsamkeit und Gewalt in der Familie. Die Autorin zeigt, dass Männer nicht nur Täter sind, sondern auch Opfer sein können, dass sie genauso unter Zwangsheirat leiden können oder als „Importbräutigame“ unter Heiratsmigration.
„Wer nicht zuhört, wer zu schnell urteilt, dem bleibt jede Gesellschaft verschlossen“ resümiert Isabella Kroth. Mit ihrer Arbeit leistet sie einen wichtigen Beitrag für ein besseres Kennenlernen und mehr Verständnis. Die Lesung findet im Rahmen der Ausstellung „Beyond – Berliner Männerwelten“ mit Fotografien von Loredana Nemes statt.
Museum Neukölln, Alt-Britz 81, 12359 Berlin