Bilanz der "48 Stunden Neukölln 2011": Ein großer Erfolg
Die Macher von 48 Stunden Neukölln haben inzwischen Bilanz gezogen: Ca.70.000 Menschen fanden am 3. Juniwochenende 2011 den Weg nach Nord-Neukölln, um das größte Kunst- und Kulturfest Berlins “von unten” zu besuchen, das von Freitag- bis Sonntagabend in diesem spannenden, aber mit vielen Vorurteilen belasteten Bezirk stattfand. Sie flanierten mit oder ohne Event-Plan, mit oder ohne Fahrrad durch die Häuserzeilen, dabei immer wieder stoßend auf das blau-weiße “48-Stunden”-Digitalschrift-Signet, auf goldene Plakate, die provozierend den Luxus in dem sozialen Brennpunkt Neukölln verkündeten, oder auf Performance-Künstler auf den Straßen, die den “daily deluxe supplier” mit Zöpfeflechten und Massage oder !Kunst im öffentlichen Raum! aus leeren Flaschen anboten.
Publikumsrenner waren die beiden zentralen Ausstellungen in der ehemaligen Kindl-Brauerei und im “Cafe Schönstedt” (jeweils ca. 17.000 Besucher), dem alten Gefängnis. Doch auch die Ausstellung von norwegischen, in Neukölln lebenden Künstlern in der Galerie im Körnerpark als Einblick in die internationale Neuköllner Kunstszene wurde zum Magneten. Viele entdeckten die kleinen Produzentengalerien, manche in improvisierten Räumen wie Treppenhäusern oder ehemaligen öffentlichen Toiletten, Kirchen oder an Straßenecken und lernten so Neuköllner Kieze kennen.
Bemerkenswert: Künstler wie insbesondere das Publikum waren in höherem Maße als bisher aus vielen Ecken dieser Welt zusammengekommen, und die Qualität der zu erlebenden Kunst war erstaunlich. “Based in Neukölln” braucht sich als urban art Festival neben “Based in Berlin” nicht zu verstecken.
Wenig hilfreich war das zum Teil trübe und nasse Wetter für die open air – Aktionen, insbesondere für den Neustart von “Kiez International” auf dem Richardplatz. Die Neugestaltung des Festes als internationales Tanz- und Chorfest in neuem Gewande hatte gegen den wiederholten Regen wenig Chancen, seinen neuen Charme zu entfalten, auch wenn die farbigen Wohlgerüche der internationalen Küche viele Menschen anzogen.
Zum ersten Mal wurden auch Festival-Preise verliehen. Der 1. Preis ging an “Tiefdruckgebiet – a heavy listening experience”. Den 2. Preis bekam “Karl-Marx-Luxuria” von Claudia Simon / Arm aber sexy und der Drittplatzierte war “Luxusklebung Neukölln” von Daniel Werk. Claudia Herr erhält mir ihrer Unterwasseroper AquAria_PALAOA den Publikumspreis.