Neukölln im Netz
Karl-Marx-Platz in Neukölln

Rixdorfer Schmiede erhält Franz-von-Mendelssohn-Medaille 2012

Zurück

Für ihr besonderes soziales Engagement ist heute Gabriele Sawitzki, Inhaberin der Rixdorfer Schmiede, mit der Franz-von-Mendelssohn-Medaille geehrt worden. Zweitplatzierte wurde die GASAG, den dritten Platz erhielten Angela und Pino Bianco vom italienischen Restaurant “Trattoria a Muntagnola”.

Die Auszeichnung – verbunden mit insgesamt 10.000 Euro Preisgeld – wurde von Handwerkskammer-Präsident Stephan Schwarz und IHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer überreicht. Die Gewinner waren von einer Jury aus Wirtschafts- und Medienvertretern unter rund 50 Bewerbern ermittelt worden. Die Medaille erinnert an den früheren IHK-Präsidenten Franz von Mendelssohn (Amtszeit 1914-1931) und wird seit 2005 vergeben.

Gabriele Sawitzki hat die Rixdorfer Schmiede nach ihrer Übernahme als offene Werkstatt geführt, kulturelle Veranstaltungen dort stattfinden lassen und initiiert diese teilweise selbst. Damit hat sie den Ort zu einer Institution in Neukölln gemacht und zu einer Imageverbesserung des Kiezes beigetragen. Darüber hinaus setzt sie sich schon seit Jahren dafür ein, dass mehr Mädchen gewerblich-technische Berufe erlernen. Auch in ihrem Schmiedebetrieb bildet Frau Sawitzki regelmäßig junge Frauen aus. Zur Preisverleihung an Frau Sawitzki sagte Dr. Schweitzer: “Von Ihrem Beitrag für das Gemeinwesen profitiert ein ganzer Kiez und damit auch die Stadt Berlin. Unternehmerinnen Ihres Typs sind es, für die Stephan Schwarz und ich die Franz-von-Mendelssohn-Medaille ausgelobt haben.”

Auf den mit 3.000 Euro dotierten zweiten Platz setzte die Jury die GASAG. Bei der Bewerbung überzeugte insbesondere das von der GASAG initiierte Academy-Projekt, das zum Ziel hat, Jugendliche in Tanz, Theater und Gesang zu unterrichten. Die dafür genutzte Bühnenkunstschule “Alte Feuerwache” bietet jungen Menschen den notwendigen Raum zur Entwicklung gemeinsamer Projekte. Aber auch die vielfältigen weiteren Engagements der GASAG im kulturellen Bereich wurden gewürdigt.

Den Dritten Platz, der mit 2.000 Euro belohnt wird, hat das Italienische Restaurant “Trattoria a Muntagnola” unter Leitung von Pino Bianco und seiner Mutter Angela erhalten. Die Jury beeindruckte bei dieser Bewerbung besonders, wie sich die Restaurantbetreiber und ihre Belegschaft für die Integrationskita Fuggerstraße e.V. in ihrer Nachbarschaft einsetzen. Seit vielen Jahren werden alle Kinder jeden Mittwoch in die Trattoria eingeladen und bekocht. Weiterhin werden über eigens verlegte Bücher, Veranstaltungen und Weihnachtsverkaufsaktionen Spendengelder generiert, die der Kita regelmäßig zugute kommen.


Zudem vergaben die Juroren einen undotierten Sonderpreis für Corporate Social Responsibility (CSR) an die Wissenschaftliche Gerätebau Dr. Ing. Herbert Knauer GmbH. Das Unternehmen überzeugte mit einer Vielzahl an Projekten, die im Kontext der eigenen Unternehmensaktivitäten stehen. Beispielsweise werden Kinder begeistert, im unternehmenseigenen Entdecker-Klub zu experimentieren und so Grundlagen von Physik und Chemie zu erleben. Zur Erstellung des Schülerlabors wurden 10 Mitarbeiter freigestellt, um die Versuchsstationen zu gestalten. Aber auch für die Mitarbeiter setzt sich der diesjährige CSR-Preisträger ein. So gibt es beispielsweise Eltern-Kind-Zimmer, Sportkurse, Home-Office-Lösungen und Zuschüsse zur Kinderbetreuung.

Handwerkskammer-Präsident Stephan Schwarz sagte bei der Preisverleihung, dass der Wettbewerb erneut gezeigt habe, dass sich die Berliner Unternehmerschaft ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sei und diese auf in vorbildlicher Weise wahrnehme. Die Bewerbungen hätten die gesamte Bandbreite Berliner Unternehmen widergespiegelt: Vom Ein-Mann-Betrieb bis zum großen Unternehmen mit mehreren Tausend Mitarbeitern sei alles vertreten gewesen, so Schwarz.

Bürgerschaftliches Engagement habe in Deutschland eine lange Tradition, die Unternehmen hätten sich stets als aktive und solidarische Mitglieder der Gesellschaft erwiesen, betonte IHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer. Allerdings täten sie dies meist ohne großes Aufsehen in der Öffentlichkeit erregen zu wollen und ohne, dass sie ein großes Lob dafür erwarteten. “Die Unternehmen tun Gutes und leisten so einen Beitrag zu gesellschaftlicher Stabilität”, sagte Dr. Schweitzer.

Hintergrund

Franz von Mendelssohn (1865-1935) stammte aus einer bekannten Berliner Unternehmer- und Künstlerfamilie, zu deren Vorfahren auch der Philosoph Moses Mendelssohn gehörte. Er führte viele Jahrzehnte das Bankhaus Mendelssohn & Co, das im 19. und 20. Jahrhundert zu den renommierten Privatbanken in Deutschland zählte. Mendelssohn war Mitglied der Industrie- und Handelskammer zu Berlin seit deren Gründung 1902 und deren Präsident von 1914-1931. In den Jahren 1921-1931, einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs in Deutschland, stand Franz von Mendelssohn als Präsident dem Deutschen Industrie- und Handelstag vor. 1925 wurde er zum Vizepräsidenten der Internationalen Handelskammern gewählt, 1931 in Washington zu ihrem Präsidenten. Mendelssohns Wirken für die Allgemeinheit war beispielhaft. Er engagierte sich im Stifterverband der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft und gehörte zu den Wegbereitern für die Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, der heutigen Max-Planck-Gesellschaft. Er saß sowohl im Förderverein der Preußischen Staatsbibliothek als auch des Kaiser-Friedrich-Museums. Zudem war seine Villa im Grunewald ein beliebter Treffpunkt der Berliner Kulturszene.

Pressemitteilung der Handwerkskammer Berlin, 27.8.2012