Neuköllner Kinder von fünf bis sechs Jahren: Weniger mit Übergewicht, mehr mit Zahnproblemen
Weniger übergewichtige Kinder, aber mehr mit Mängel an den Zähnen – das ist kurz auf den Nenner gebracht das Ergebnis der jüngsten Einschulungsuntersuchungen (ESU) aller Neuköllner Kinder zwischen fünf und sechseinhalb Jahren. Schön: Beim Sehen verbesserten sich die Werte gegenüber den Vorjahreszeiträumen. Große Sorgen aber bereitet Neuköllns Gesundheits- und Jugendstadtrat Falko Liecke die Tatsache, dass die Kinder mit Migrationshintergrund insgesamt gesundheitlich deutlich schlechter abschneiden, als ihre deutschen Altersgenossen.
Jedes Jahr gibt es bei der Einschulungsuntersuchung (ESU) für alle Neuköllner Kinder zwischen fünf und sechseinhalb Jahren, die ihre Grundschule beginnen, einen gründlichen Gesundheits-Check-Up. Gewicht, Zähne sowie „Hören & Sehen“ von 2.903 Kindern, davon knapp 70 Prozent mit Migrationshintergrund, wurden bei der jüngsten ESU vom Jugendgesundheitsdienst (KJGD) genauer unter die Lupe genommen.
Grundsätzlich sind Neuköllner Kinder gesundheitlich fast genauso fit wie ihre Altersgenossen in anderen Berliner Bezirken. Gesundheitsstadtrat Falko Liecke: „Der Anteil der Kinder mit Übergewicht hat in fast allen innerbezirklichen Regionen abgenommen, am stärksten in Britz und Buckow. Dort sogar besser als im Gesamt-Berliner Durchschnitt. Heißt: Unsere Kinder dort ernähren sich gesünder.“ Eine Übergewichtsproblematik ist bei den Neuköllner Kindern im Einschulungsalter am stärksten aber noch im Norden des Bezirks, im dicht besiedelten Neukölln-Zentrum, ausgeprägt. Und die Gropiusstadt macht Sorgen. Dort liegt die Zahl mit 18 Prozent mehr übergewichtigen Kindern, als im Bezirks-Durchschnitt, deutlich über dem, was wünschenswert ist.
Auch die Zähne fielen bei den ESU-Checks negativ auf. Schon 588 Kinder – das ist jedes 5. untersuchte Kind – haben massive Mängel im Mund. Mängel, die ohne sofortige Behandlung später zu ernsthaften Problemen führen können. Übergewicht und Zahnprobleme gehen stets Hand-in-Hand miteinander. Liecke: „Der Anteil der Kinder mit schlechten oder schon sanierungsbedürftigen Zähnen ist wieder im Norden des Bezirks wie auch in der Gropiusstadt am höchsten.“
Beim Sehtest zeigten 432 Kinder Schwächen (14 Prozent) – das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber den vorjährlichen ESU’s. Und beim Hören klappt’s bei den meisten Kindern gut: Nur 169 Kinder (5 Prozent) fielen auf.
Am meisten besorgt ist der Gesundheitsdezernent aber, dass die Kinder mit Migrationshintergrund – das sind rund 70 Prozent der begutachteten ABC-Schützen – bei allen Untersuchungen grundsätzlich deutlich schlechter abschneiden, als deutsche Kinder. „67 Prozent der untersuchten Neuköllner Kinder haben einen Migrationshintergrund. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahreszeitraum, in dem 60 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund hatten. Experten machen für die Probleme der Kids aus ausländischen Familien auch Sprachprobleme verantwortlich.
Liecke: „Wir wollen jetzt über eine verbesserte Ansprache kultureller Hintergründe hier schnellstens Abhilfe schaffen, um auch diesen Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen!“ Liecke kündigt daher für 2014 noch größere Anstrengungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes und den Einbezug von wohnortnahen Arztpraxen in die medizinische Versorgung der Neuköllner Kinder an.
BA Neukölln, 9.12.2013