Land unter bei Neuköllns Kinderversorgung - Gesundheitsstadtrat fordert Kassenärztliche Vereinigung zum Handeln auf
Mit über 1.300 kranken Kindern und Wartezeiten von bis zu sechs und neun Stunden bot sich leider auch in diesem Jahr in der Zeit von Weihnachten bis ins neue Jahr hinein ein für die Feiertage unverändertes Bild in der Kinderrettungsstelle des Vivantes Klinikums Neukölln. Neuköllns Gesundheitsstadtrat Falko Liecke will diesen Missstand nicht akzeptieren und fordert eine zusätzliche Notfallambulanz für den Brennpunkt Neukölln.
Bezirksstadtrat Falko Liecke:
Unverändert beobachte ich das Problem, dass es gerade an den Feiertagen aber auch zu regulären Zeiten zu erheblichen Engpässen in der kinderärztlichen Versorgung kommt. Viele Praxen in der Region machen ferienbezogen dicht. Insgesamt gibt es ohnehin nur noch 26 Kinderarztpraxen im Bezirk. Die Kassenärztliche Vereinigung sieht ihren Auftrag, die Erstversorgung sicherzustellen, durch die Organisation der vier kinderärztlichen Notdienststellen in Lichtenberg, Charlottenburg, Wedding und Tempelhof als erfüllt.
Das reicht aber nicht aus, denn wer ein krankes Kind hat, dem ist nicht zuzumuten, durch die halbe Stadt zu fahren. Außerdem verfügen auch die anderen Anlaufpunkte über keine ausreichende Kapazität; vergleichbare Wartezeiten sind dort an der Tagesordnung.
Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigt, dass jetzt endlich etwas geschehen muss. Ich fordere die Kassenärztliche Vereinigung auf, Neukölln endlich bei der Bedarfsplanung mit zusätzlichen Kinderarztpraxen zu berücksichtigen und einen weiteren Standort des Bereitschaftsdienstes der KV Berlin in Neukölln zu etablieren, denn nur so kann die medizinischen Versorgung unserer Kleinsten für alle gerecht sichergestellt werden.
Hintergrund: Die Ursache dieser Misere liegt auf der Hand: 2003 hat der zuständige Gemeinsame Bundesausschuss aus Vertretern der niedergelassenen Ärzte und der gesetzlichen Krankenkassen ohne Not die bis dahin bezirksbezogenen, also 12 sogenannten Versorgungsregionen zu einer einzigen, ganz Berlin umfassenden zusammengefasst. Jetzt kann über Zulassungen nicht mehr reguliert werden, dass alle Bezirke gleichermaßen gut mit Ärzten versorgt sind.
Praktizieren ausreichend Ärzte in den gut situierten Bezirken, dann gelten auch die weniger attraktiven Berliner Bezirke als versorgt, zumindest statistisch. Dabei entwickelt sich zunehmend ein dramatisches Ungleichgewicht. Und damit nicht genug: Selbst der Versuch, gemeinsam mit dem Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung, dem Chefarzt des Mutter-Kind-Zentrums, dem Sprecher der Berliner Kinderärzte und mir die Einrichtung einer Notfallambulanz auch an Feiertagen und Wochenenden einzurichten, schlug fehl.
Doch gerade die Einrichtung einer zusätzlichen Ambulanz in Neukölln ist notwendig, denn über 90% der vorgestellten Patienten sind keine Fälle für die Kinderrettungsstelle.
BA Neukölln, 21.2.2013