Siedlungsgeschichte

Rixdorf

Von Richardsdorf zur Stadt Rixdorf

Der heutige Ortsteil Rixdorf liegt in einem durch abfließendes Gletscherwasser der letzten Eiszeit entstandenen breiten Tal, dem Berlin Warschauer Urstromtal. Nördlich und südlich säumten sandige Hügel das Tal. Im Norden war es die Hochfläche das Barnim und im Süden die das Teltow. Zu diesen Hügelketten gehörten die Rixdorfer Rollberge, der Kreuzberg und der ehemalige Mühlenberg bei Schöneberg. Am Fuße der Rollberge hatten schon seit tausenden von Jahren Menschen gesiedelt, weil dort alles zu finden war, was zum täglichen Leben notwendig war wie z.B. Holz für den Bau von Häusern, Schilf aus den Flußniederungen zum Decken der Dächer, Fische und Wild, Weiden für das Vieh und fruchtbarer Boden für Getreide.

Blick von den Rollbergen
Blick von den Rollbergen auf das altertümliche Berlin um 1800

Eine erste urkundliche Erwähnung fand Rixdorf am 26. Juni 1360. An diesem Tag wurde ein Gutsbezirk das Johanniterordens mit Stallungen und Nebengebäuden per Gründungsurkunde zum Dorf "Richardsdorp" ernannt. Demnach war das Dorf zu dieser Zeit von 14 Familien mit etwa 50 Menschen bewohnt. Es lag sehr günstig an der alten Straße von Cölln nach Köpenick und war daher für die benachbarten Städte von großem Interesse.

Aufgrund der anhaltenden Grenzstreitigkeiten zwischen der Doppelstadt Berlin-Cölln und den umliegenden Dörfern, zu denen auch Rixdorf gehörte, wurde am 23.09.1435 das Besitztum der Johanniter an die Doppelstadt Rerlin-Cölln verkauft.

Obwohl die Bevölkerung als Folge das Dreißigjährigen Krieges auf nur noch acht Bauern- und Kossätenfamilien dezimiert und die Höfe zerstört wurden, erholte sich das Dorf relativ schnell.

1709 vereinigten sich die beiden Städte Berlin und Cölln zur Stadt Berlin. Richardsdorf wurde ein Kämmereidorf Berlins. Zu jener Zeit siedelten Böhmen nach Zusage das Königs Friedrich Wilhelm I. in Berlin.1737 ließen sich 18 Familien der verfolgten Böhmen in Rixdorf nieder. Für die neuere Ansiedlung und das ältere Rixdorf bildeten sich später die Namen "Böhmisch-Rixdorf" und "Deutsch-Rixdorf" heraus.

Alte Schmiede - KarteSchmiede Richardplatz 28
Schmiede Richardplatz 28

1827 wurde die Straße nach Berlin zwischen dem Böhmischen und Deutschen Dorf Rixdorf (die heutige Richardstraße) gepflastert. Im Jahr 1830 war Rixdorf bereits das größte Dorf bei Berlin. Am 1.1.1874 wurden die bisher selbständigen Orte Deutsch und Böhmisch Rixdorf zur Einheitsgemeinde Rixdorf zusammengefaßt. Während die Umgebung noch ländlich geprägt war, wies der Ort schon einen städtischen Charakter auf, da die Mehrzahl der Einwohner Arbeiter in den z. B. am Kottbusser Damm entstandenen Fabriken waren. Zu dieser Zeit wohnten bereits ca.15.300 Einwohner im Ort. Karten zeigen, daß sich die Bebauung damals fast ausschließlich auf die Grundstücke zwischen der heutigen Karl-Marx- und Richardstraße sowie den Richardplatz als altem Dorfkern konzentrierte.

Im April 1899 bildete Rixdorf als zweite Berliner Vorortgemeinde einen eigenen Stadtkreis. Es mußte dafür 1 Mio. Mark Abfindung an den Kreis Teltow zahlen, von dem es sich trennte. Im gleichen Zeitraum verdichtete sich die Bebauung in Rixdorf Das benachbarte Rollbergviertel war bereits fast vollständig bebaut. Durch die guten Verkehrsverbindungen in das angrenzende Berlin mit seinen vielen Fabriken wurde Rixdorf ein bevorzugter Wohnstandort für Arbeiter.

Ansicht des Dorfes um 1790
Ansicht des Dorfes um 1790
Schmiede Richardplatz 28
Schmiede Richardplatz 28

Im August 1543 ging Richardsdorf durch Vertrag in den alleinigen Besitz der Stadt Cölln über. Von Cölln führte der heutige Kottbusser (damals Rixdorfer) Damm durch sumpfiges Gelände nach Richardsdorf. Bereits zu dieser Zeit wurde an der Weggabelung, die den Rixdorfer Damm und den alten Postund Handelsweg nach Sachsen auf der Höhe das heutigen Hermannplatzes trennte, ein Wirtshaus (später " Rollkrug") errichtet. Dieses diente u. a. zum Wechseln der Pferde auf dem beschwerlichen Weg.

Wohnhaus Richardplatz 25
Wohnhaus Richardplatz 25
Dorfkirche
Dorfkirche

1912 wurde, auch um dem Ruf Rixdorfs als Arbeiterquartier am Rande der Stadt Berlin entgegen zu wirken, Rixdorf in Neukölln umbenannt. Der Name Neukölln sollte einen Bezug zur alten Doppelstadt BerlinCölln herstellen. Neukölln zählte bereits 250.000 Einwohner. Die Karte der Bebauung von 1913 zeigt, daß sich die gründerzeitliche Miethausbebauung fast auf die gesamte Fläche Nord-Neuköllns erstreckte. Freie Flächen waren nur noch nördlich und südlich das Mittelweges und das Körnerparks und nordöstlich der Richardstraße festzustellen. Rixdorf bzw. Nord-Neukölln hatte damit im wesentlichen seine heutige Gestalt angenommen.

Böhmisches Dorf